Selbstführung & Achtsamkeit: mit negativen Gedanken umgehen

Der arme Mann dachte ich, als ich mein Fahrrad beim Zahnarzt abstellte, das Schloss unten am Reifen anbrachte und ein paar Meter weiter eine Frauenstimme hörte: „Hör jetzt auf! … Echt jetzt, ich habe es Dir dreimal gesagt!!! … Du regst mich auf! … Lass das jetzt endlich! … Wieso kapierst Du das nicht – Mann ey! …“ Als ich mich aufrichtete, ging die aufgebrachte Frau an mir vorbei. Sie war groß, kräftig und stampfte weiter vor sich hin. Doch es war kein Mann an ihrer Seite, sondern ein Jack Russel Terrier an der Leine, der sie zog. Schnaubend sagte sie zu ihrem Begleiter „Jetzt komm mal klar in Deinem Leben!“ Ich konnte nicht anders als lachen. Es war so lustig und parallel wurde mir so viel klar!

Denn mich erinnerte diese Szene sofort an eine Metapher aus der Achtsamkeit: Unsere Gedanken sind wie ein schwer zu bändigender kleiner Hund oder Affe. Wir können sie schwer steuern und an der Leine halten. Es gibt gute und schlechte Gedanken.

Negative Gedanken sind normal. Wirklich.

Mal ehrlich: So witzig ich die Szene fand, so schockierend war sie für mich. Denn mir wurde klar: So wie das Frauchen mit ihrem Terrier gesprochen hat – so rede ich innerlich manchmal mit mir. Es gibt Phasen, da gehe ich mir selbst auf die Nerven mit meinem Perfektionismus, Unsicherheiten und zum Teil auch Selbstzweifeln. Dann werde ich wütend auf mich und schreie mich innerlich an.

Ist das konstruktiv und hilft mir das? Nein.

Möchte ich so mit mir oder mit anderen Menschen umgehen? Nein.

Was hilft? Annehmen.

Annehmen, was ist.

Annehmen, dass negative Gedanken einfach immer da sind.

Völlig normal.

Bei jedem Menschen.

Sie sind wie ein kleiner Hund, der einfach immer um einen herumwuselt. Ihn zu bekämpfen ist zwecklos und kostet nur unnötig Energie. Also probiere ich es gar nicht, ihn an die Leine zu nehmen. Vielleicht gebe ich dem Hund mal einen Namen? Mal sehen.

Eines steht fest: Seit ich weiß, dass sein Verhalten normal ist, habe ich keine Angst mehr vor ihm und kann ganz normal mit ihm umgehen, „hallo“ zu ihm sagen, ihn wieder spielen schicken und mich auf das konzentrieren, was ich wirklich machen möchte und was hilfreich für mich ist.

Mit negativen Gedanken im Alltag umgehen: eine einfache Technik

Zum Abschluss verrate ich Dir eine ganz einfache Technik, die ich ganz praktisch im Alltag anwende, um mit negativen Gedanken umzugehen: Statt zum Beispiel zu denken „Ich schaffe das nicht!“ formuliere es um in „Ich habe den Gedanken, dass ich es nicht schaffe.“ Dadurch schaffst Du automatisch Abstand zu Deinem Gedanken und Dir, so dass er sich relativiert. Als Zugabe kannst Du Dir einen hilfreichen Gedanken für die Situation finden, zum Beispiel „Ich gebe mein Bestes.“ Bei mir funktioniert es sehr gut, probiere es einfach mal aus! 

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Quellen: 

* Die Technik “Ich habe den Gedanken, dass …” habe ich im Buch “Wer dem Glück hinterher rennt, läuft daran vorbei” von Russ Harris

* Foto: Privat 

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