Dranbleiben: 5 Mentale Strategien im (Corona)Marathon

Ich kann nicht mehr. Es ist so anstrengend. Wann ist es endlich vorbei? Wieso mache ich das überhaupt? … Das sind typische Gedanken am Ende eines Marathonlaufes. Auch wenn Du kein Läufer bist, kennst Du diese Gedanken bestimmt auch und suchst nach mentalen Strategien. Aktuell bezeichnen Politiker und Virologen Corona als Marathon, bei dem wir nicht wissen, wann er zu Ende ist. Es heißt, ein Marathon wird zu 90% mit dem Kopf gelaufen.

Was können wir vom mentalen Marathontraining auf den Umgang mit langanhaltenden Herausforderungen übertragen? Wie kommen wir bei unseren Vorhaben gesund an? Die folgenden 5 mentalen Strategien helfen mir immer wieder und brachten mich vor zehn Tagen zweimal ins Marathonziel: Am Sonntag lief ich unter speziellen Bedingungen meinen fünften Marathon. Am Donnerstag darauf gab ich mein viertes Buch in den Probedruck. Zwei sehr unterschiedliche Projekte mit den gleichen mentalen Strategien.

Mentale Strategie 1: Selbstbewusst an den Start gehen und auf der Strecke sein

Es ist Sonntag 9:00 Uhr morgens. Seit zwei Tagen bin ich nervös, wie immer vor einem Marathon. Ich schaue mir beim frühen Frühstück nochmal alle meine Trainingseinheiten der letzten 16 Wochen an. Erinnere mich an die vielen sehr guten Läufe. Nehme mir vor, selbstbewusst am Start zu sein.

Dabei hilft mir ein Gedanke von Mark Maslow „Fitness mit MARK“ „Heb Dein Herz, so als ob Du doppeltes Selbstbewusstsein hast.“ Dieser Gedanke unterstützt mich auch durchgängig bei meinem zweiten Marathonprojekt: Buch 4. Das heißt nicht, dass ich übermütig werde. Vielmehr beruhigt es. So wie mich im Corona-Kontext beruhigt, dass wir Deutschland beste gesundheitliche und soziale Systeme haben, um mit der Viruserkrankung umzugehen.

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Mentale Strategie 2: An die konkreten nächsten Schritte denken statt an die ganze Strecke

Ein Marathon ist etwas länger als 42 Kilometer. Ich weiß, dass ich das schaffe. Und dennoch ist es für den Kopf eine lange Strecke. Gerade am Anfang können Gedanken aufkommen: ich habe erst 7, noch 35 – wie soll das denn gehen? Das schöne: Selbst eine lange Strecke setzt sich aus einzelnen Schritten zusammen. Einzelne Schritte sind machbar.

Ein Buch-Projekt ist anders. Am Anfang weiß ich weder, wie genau der Prozess sein wird, noch wie lange es dauert. Monats- und Wochenziele helfen mir auf dem Weg zu bleiben. Ein paar Stichworte, Recherchen oder 30 Minuten schreiben sind täglich möglich. Und habe ich erst einmal angefangen, fallen die nächsten Schritte leichter und der Weg entwickelt sich.

In der aktuellen Zeit wissen die wenigsten, wie lange der Corona-Zustand noch anhält, wie lang der Weg noch ist. Das ist anstrengend für den Kopf, weil wir ein Bedürfnis nach Klarheit  haben. Deshalb empfehle ich, schau auf das, was klar ist. Diese Woche, diesen Tag und überlege Dir, was Du realistisch schaffen kannst und wie Du diese Meilensteine gut erreichst.

Mentale Strategie 3: Visualisiere und fühle Dein Ziel

Was siehst Du, was fühlst Du, wenn Du bei Deinem Projekt am Ziel bist? Beim Marathon lasse ich die letzten fünf Kilometer laufen. Nach einem kurzen, letzten Anstieg geht es ab da bergab und nach Hause. Gerade die letzten zwei Kilometer strahle ich und „genieße“ den Zieleinlauf, stoppe auf die Uhr und sehe eine neue Bestzeit. Ich bin mega zufrieden und glücklich. Das ist meine Visualisierung. An diese denke ich die ganze Zeit. Dementsprechend teile ich mir mein Tempo gut ein und bleibe dran. Auch für mein Buchprojekt stelle ich mir die letzten zwei Wochen immer wieder vor, wie ich den Probedruck hochlade und abends diesen Schritt feiere und wie erleichtert und stolz ich mich fühlen werde. Beide Ziele sind in der Realität eingetreten.

Wie fühlt es sich an, wenn Du „gut“ mit der Corona-Krise Corona umgehst, wie sieht es für Dich und in der Zusammenarbeit aus? Wie möchtest Du Deine Ziele erreichen, mit welchem Gefühl? Fühle es. Stelle es Dir vor. Immer wieder.

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Mentale Strategie 4: Akzeptiere, dass es irgendwann weh tun wird

Diesen Punkt ignoriere ich gern. Ich möchte, dass es möglichst immer leicht ist. Ein kindlicher, naiver Teil meint, dass die komplette Strecke beim Marathon ohne Schmerzen geht und ein Buch sich einfach so schreibt. Das ist eine Illusion. Es wird Phasen geben, in denen es nervt und schmerzt. Völlig normal. Mittlerweile bewerte ich diese Phasen anders. Sie sind keine Schwäche, sondern ein Zeichen, dass ich meine Komfortzone verlasse – beim Laufen und beim Schreiben. Ich akzeptiere sie. Positiver Nebeneffekt: sie gehen schneller vorbei als wenn ich gegen sie ankämpfe. Auch in Covid-19-Zeiten ist es völlig normal, dass wir genervt und unsicher sind, keine Lust mehr haben. Die ganze Situation ist ungewohnt und stretcht unsere Komfortzone. Akzeptiere es. Schreie. Weine. Grübel. Und wenn Du wieder bereit bist, geh den nächsten Schritt, denk an Dein Zielbild.

Mentale Strategie 5: Eine Antwort auf das „Wozu?“ haben

Bei jedem Marathon stelle ich mir irgendwann die Frage „Wozu mache ich das hier?“ Diese Frage kommt auch (nur später), wenn ich meinen Kopf sehr gut steuere und voll mit dem Herzen dabei bin. Neulich habe ich gelesen, dass es auch Profiläufern so geht – wie beruhigend. Meine Antworten kenne ich immer besser. Ich schreibe und laufe, weil es meine Leidenschaften sind. Ich muss beides einfach tun. Weil mir dadurch vieles andere leichter fällt. Ich laufe Marathon, weil ich dabei so viel über mich lerne und die Erfahrung und das Laufen einfach liebe. Weil mir jede 42 Kilometer etwas Wichtiges lehren. Ich schreibe Bücher, weil ich im Prozess klarer werde. Ich mag die Wege mehr als die Ziele.

Wenn wir unsere Antwort auf das Wozu wissen, werden wir weiter machen. Es ist die stärkste Motivation, besonders, wenn es anstrengend wird. Wir brauchen einen guten, persönlichen Grund, wozu wir uns anstrengen. Im Kontext von Corona ist die Antwort auf das Wozu eher der individuelle, solidarische Beitrag als der ganz persönliche Nutzen. Gleichzeitig spürt jeder von uns, dass wir eine Bedeutung für das Virusgeschehen haben. Unser Verhalten ist nicht egal. Wir spüren aktuell, dass sich die einzelnen, individuellen Anstrengungen gelohnt haben.

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Wie ging es bei mir aus? Ich lief einen Marathon wie aus dem Lehrbuch. Mit neuer Bestzeit. Mit meinem Mann auf dem Fahrrad als „Pacer“ (Schritt- und Tempomacher) und meinen Lauftreff-Freunden als Cheerleader. Das tat gut. Und ist so wichtig. Wir gehen zwar selbst unseren Weg, doch sind niemals allein auf der Strecke, wenn wir es nicht wollen. Und ja, mein viertes Buch ist im Druck – ich bin so stolz und freue mich sehr, es bald zu präsentieren. Zwei riesige Projekte gehen zu Ende und vieles Neues fängt wieder an. Also zurück auf Start. Mit Selbstbewusstsein.

Ich wünsche Dir nun alles Gute für Deinen ganz persönlichen Marathon. Und vor allen Dingen: Bleib gesund und munter in dieser Zeit!

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