Vertrauen in Veränderungsprozessen: 8 Fakten und eine Checkliste!

Vertrauen ist gerade in aller Munde, zum Beispiel : „Wir benötigen mehr Vertrauen denn je, um die anstehe Transformation zu bewältigen.“ oder Lena Rogl von Microsoft Deutschland meint „Vertrauen ist genau der Schlüssel zum Erfolg. Denn wir brauchen für die Zukunft.Mut und Mut entsteht durch Vertrauen.“ Große Worte. Was ist Vertrauen und wie genau entsteht Vertrauen in Veränderungsprozessen? Was können Sie konkret für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit tun? Ein Annäherungsversuch.

1. Definition: Vertrauen meint stabile Brücken über Flüsse der Unsicherheit bauen

Es wird viel über Vertrauen gesprochen. Wir alle haben unterschiedliche Bilder im Kopf. Auf der Suche nach einer Definition bin ich auf ein Bild gestoßen, dessen Quelle mir leider nicht bekannt ist: Vertrauen ist die Brücke über den Fluss der Unsicherheit.

Um diese Brücke über den unsicheren Fluss der Veränderung zu überqueren benötigen wir drei Arten von Vertrauen:

1. Selbstvertrauen – Wir trauen uns selbst die Veränderung zu.

2. Vertrauen andere Menschen, insbesondere in die Führungskraft – Wir vertrauen einer Bezugsperson, die mit uns über die Brücke der Unsicherheit geht.

3. Vertrauen in den Prozess der Veränderung – Wir vertrauen, dass die Organisationslandschaft nach der Flussüberquerung stimmig für uns ist. 

2. Vertrauen ist ein individuelles, dynamisches Gefühl

Die Brücke als Symbol erscheint statisch und stabil. Doch Vertrauen ist nicht stabil, sondern immer in Bewegung – Vertrauen ist eine wackelige Hängebrücke. Wir überprüfen unser Vertrauen in uns selbst, in andere Menschen und in den Prozess der Veränderung ständig. Dies geschieht in den meisten Fällen unbewusst. Vertrauensbrüche wirken dagegen plötzlich – so als die Hängebrücke an einem Ende abgeschnitten wird.

Vertrauen entsteht aus dem Zusammenspiel zwischen Individuum und den Umgebungsbedingungen.Ich kann mich gut fühlen, wenn ich die ersten Schritte mache. Doch wenn jemand an der Brücke wackelt oder es windig ist, beeinflusst das mein Vertrauen.

3. Vertrauen ist individuell, dynamisch und verletzlich

Aaron Antonovsky, ein israelischer Medizinsoziologe, hat sich umfassend mit dem Gefühl von Vertrauen auseinander gesetzt. Er hat festgestellt, dass die Menschen sich gut fühlen und zufrieden sind, die ein andauerndes, dynamisches Gefühl von Vertrauen haben.

Ein Gefühl ist nie wie selbstverständlich da. Ein Gefühl ist individuell. Dies verdeutlicht die Verletzlichkeit von Vertrauen. Positiv bewertet: Wir können in jeder Situation auch etwas für unser Vertrauen in uns selbst oder in unsere Beziehungen tun.

4. Vertrauen entsteht durch drei Prinzipien

Das dynamische Gefühl von Vertrauen ist nicht einfach so da. Es entsteht durch drei Zutaten, die Antonovsky als Teilgefühl und Säulen des Vertrauens bezeichnet hat. Diese drei Prinzipien, sind wiederum Gefühle:

1. Gefühl von Klarheit – „Ich verstehe, was passiert.“

2. Gefühl von Machbarkeit – „Ich habe das Gefühl, dass ich das schaffe.“

3. Gefühl von Bedeutung – „Ich habe das Gefühl, dass sich mein Einsatz lohnt.“

Die Gefühle entstehen sowohl aus der Person selbst heraus als auch im Zusammenspiel mit dem Umfeld. Sprich: Vertrauen ist eine Wechselwirkung des Individuums mit anderen Menschen und den Umfeldbedingungen. Die drei Teilgefühle lassen sich auf das Selbstvertrauen, das Vertrauen in andere und in den Prozess der Veränderung übertragen.

5. Vertrauen entsteht durch ein Gefühl von Bedeutung

Der Wunsch nach Bedeutung ist tief verwurzelt. Wir möchten spüren, dass wir eine Bedeutung in unserem Umfeld haben. Dieses Bedürfnis ist ausschlaggebend für unsere Veränderungsbereitschaft. Das Herz symbolisiert den tiefen emotionalen Aspekt. Wir möchten im Alltag respektiert und gesehen werden. Anerkennung erleben wir durch kleine Gesten, beispielsweise, wenn uns ein anderer zuhört, im Gespräch wirklich präsent ist oder durch Gratifikationen. Ist unser individuelles Bedürfnis nach Anerkennung erfüllt, haben wir ein Gefühl von „Mein Einsatz lohnt sich“ bzw. „Die Überquerung der Brücke wird sich für mich lohnen“.

Zugespitzt formuliert benötigen wir eine Antwort auf die Frage „Wozu? Wozu soll ich die wackelige Brücke überqueren?“ Wir benötigen eine Bedeutung in unserem Tun, im Miteinander bzw. in der Veränderung. 

6. Vertrauen entsteht, wenn ich ein Gefühl von Klarheit habe

Ein Gefühl von Klarheit passt wie ein Puzzleteil mit unserem Bedürfnis nach Strukturen zusammen. Dieses zweite Gefühl spricht unseren Kopf an. Wir möchten verstehen, was passiert und was sich verändert. Der Kompass steht für einen inneren Richtungsweiser, für einen klaren, fokussierten Kopf. Strukturen entstehen durch Ziele, klare Vereinbarungen für die Zusammenarbeit und Informationen. Ein berechenbares Verhalten trägt ebenfalls dazu bei. Ist unser Bedürfnis nach Strukturen befriedigt, entwickeln wir ein Gefühl von Klarheit: „Ich verstehe, was passiert.“ Zugespitzt ist die Kernfrage für das zweite Prinzip von Vertrauen „Was?“ bzw. „Was passiert, was sind die Ziele der Brückenüberquerung?“. 

7. Vertrauen entsteht, wenn ich ein Gefühl von Machbarkeit habe

Das Bedürfnis nach Machbarkeit ist ein handlungsorientiertes, pragmatisches Bedürfnis. Die Hand repräsentiert das pragmatische Umsetzungsbedürfnis. Das Gefühl von „Ich schaffe meine Aufgaben“ entsteht, wenn wir für uns angemessene Herausforderungen erhalten und Ressourcen zur Verfügung haben. Dazu zählen zum Beispiel Erfahrungen, Qualifikationen und die Unterstützung durch Kollegen. Wir möchten ein Gefühl dafür bekommen, wie wir die Veränderung schaffen können. Die Kernfrage hinter der Machbarkeit ist „Wie?“ bzw. „Wie soll ich die Brücke überqueren und die ersten Schritte danach machen?“. 

8. Führungskräfte benötigen Selbstvertrauen

Führungskräfte benötigen in Veränderungsprozessen zuallererst Selbstvertrauen für die Überquerung der Brücke. Sie sind gut beraten, die anstehenden Veränderungen zunächst für sich selbst zu reflektieren:

1. Wozu ist die Veränderung notwendig?

2. Was sind wirklich die Ziele der Veränderung?

3. Wie schaffe ich es?

Erst mit diesem Selbstvertrauen können Sie anderen Menschen bzw. den Mitarbeitenden Vertrauen in die Zusammenarbeit und in den Prozess der Veränderung geben. Sie stehen dann stabiler auf der Brücke und können Mitarbeiter ermutigen, die Brücke zu überqueren.

Dadurch beeinflussen sie wiederum das Selbstvertrauen Ihrer Mitarbeiter, so dass diese sich eher auf den Prozess einlassen. So können sich nach und nach die Brücken des Vertrauens festigen.

9. Vertrauen in Beziehungen entsteht durch Selbstvertrauen

Es wird klar: Vertrauen in den Prozess von Veränderungen entsteht vor allen Dingen durch Vertrauen in die Beziehungen. Es benötigt Führungskräfte bzw. Bezugspersonen, die mit Selbstvertrauen ein paar Schritte vorausgehen, die neue Landschaft erkunden und vor allen Dingen nicht an der Brücke wackeln, sondern sie stabilisieren. Mehr denn je kommt es auf eine gute Beziehungsgestaltung an. Diese Beziehung startet bei uns selbst, bevor wir eine gute Beziehung zu anderen aufbauen können. Denn nur, wenn wir selbst klar sind und uns selbst wertschätzen, haben wir den “Kopf” für unsere Mitmenschen. 

Sie möchten Ihr Selbstvertrauen in eine anstehende Veränderung stärken? Mit dieser Checkliste können Sie sich gezielt vorbereiten. 

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