Vor ein paar Wochen saßen sieben engagierte Teamleiter in einem Workshop zur Führungskräfteentwicklung vor mir. Sie machten von Anfang an klar, was sie von mir erwarten: Aha-Momente und eine wirklich Praxisnähe standen über dem Flipchart voller Bulletpoints mit eher fachlich-orientierteren Fragen. Diesen sehr hohen Anspruch gepaart mit einem positiven, inspirierenden Engagement mag ich sehr.
Das Kopfkino ist anstrengend
Doch mein Kopfkino überschlug sich ebenfalls: „Streng Dich an! Du musst auf jede Frage eine Antwort wissen!“ oder auch „Hoffentlich wird es gut und ich erfülle die Erwartungen der Teilnehmer und des Kunden.“ Kennst Du diese oder ähnliche Gedanken aus Deinen Terminen? Wie geht es Dir dabei? Sei ehrlich.
Ich verkrampfe mich und bin auch nicht mehr so offen für die Menschen, die mit mir im Raum sind. Ich suche angestrengt nach Lösungen und Antworten, anstatt mich wirklich für die Menschen zu öffnen und Lösungen im Prozess zu finden. Das ist weder für mich noch für die anderen gut.
Selbstführung ganz praktisch: Das Kopfkino stoppen
Nicht immer, doch immer öfter bemerke ich einen falschen Film in meinem Kopfkino, zum Beispiel mit der Überschrift „Jetzt geb Gas, streng Dich an und mach’s perfekt!“ Und dann? Dann stoppe ich diesen falschen, energieraubenden Gedanken mit einer so einfachen, simplen Frage, die ich dieses Jahr aus dem Podcast von Ingo Stoll mit Dr. Klaus Weyler aus dem Konzept „The Work“ mitgenommen habe:
Was wäre ich ohne diesen Gedanken?
Entspannt. Die innere Verkrampfung im Kopf löst sich. Ich werde lockerer und offener für das, was anscheinend wirklich gebraucht wird. Ich werde mutiger.
Diese einfache Frage ist so machtvoll. Das haben auch meine engagierten Teamleiter gespürt. Und direkt gefragt „Heißt das jetzt, dass ich alles locker und easy sehen soll? Ist das nicht zu viel gewollt, einen Gedanken komplett loszulassen? Manch ein Gedanke begleitet mich doch schon mein ganzes erwachsenes Leben?!“
Es ist an jedem von uns, wie wir unser Kopfkino steuern. Probiere es aus, wie es für Dich ist. Was ich beobachte – an mir selbst und an anderen: Die Körpersprache und das Strahlen in den Augen wird selbstbewusster, offener, kraftvoller, wenn wir uns von ein paar Gedanken verabschieden.
Zusammenarbeit fördern
Das hilft nicht nur uns, sondern unterstützt auch die Zusammenarbeit im Team. Es ist ganz natürlich, dass wir unsere Mitmenschen und Kollegen in Schubladen stecken und uns viele Gedanken über sie machen. Doch ist das förderlich? Wäre es nicht kraftsparender für uns und besser für die Zusammenarbeit, möglichst offen zu sein?
Im skizzierten Teamleiter-Workshop haben wir nicht alle Fragen bearbeitet oder beantwortet. Denn ich habe mich von dem Gedanken verabschiedet, alles abhaken zu wollen. Und auch die Teilnehmer haben sich im Prozess davon verabschiedet, dass es auf alles sofort eine Antwort geben muss. Statt dessen wurde echter Kontakt zu sich selbst und untereinander möglich.
Wenn Du Dich das nächste Mal dabei ertappst, dass Du Dich innerlich an etwas verbeisst, verkrampft bist oder wenn Du Dich in einer Zusammenarbeit unlocker fühlst, halte inne. Und beantworte Dir zwei Fragen
1. Was denke ich gerade über mich (bzw. über die andere Person)?
2. Was wäre ich ohne diesen Gedanken?
Denn das Leben ist zu kurz, um sich mit schlechten inneren Kinofilmen zu beschäftigen.
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