„Du hörst mir nicht zu, ich habe dir das gerade schon dreimal gesagt und jetzt fragst du wieder!“ sagt mein Mann vor ein paar Tagen zu mir, als wir über die Wochenendplanung sprechen. Das sitzt. „Du hast recht, ich bin gerade unkonzentriert und war woanders. Entschuldige.“ Das fünfte Mal höre ich zu.
Tja, so ist das. Auch wenn ich mich sehr viel mit zuhören beschäftige, aktuell dazu zwei Fachartikel schreibe, heißt es noch lange nicht, dass ich es kann. Es ist eher so, dass ich erkenne, wie sehr ich noch besser werden möchte. Auch wenn Zuhören in einer Situation gelingt, kann es im nächsten Gespräch schon wieder ganz anders sein.
Zuhören ist immer wieder neu. Für mich war die obige Situation ein Weckruf, ein klares „Achtung! Grenze erreicht“ – die Grenze im eigenen Kalender und im Kopf. Es war wohl zu wenig Luft zum Atmen zwischen den Themen und Terminen. Und wenn der Kalender eng ist, wird die Luft zum Zuhören regelrecht dünn. Denn: Zuhören braucht Energie. Zuhören braucht Präsenz. Zuhören braucht Abstand. Zuhören braucht Zeit. Und Zuhören braucht eine innere Geduld und eine wohlwollende Haltung, wenn es mal nicht so läuft. Im obigen Beispiel habe ich mich geärgert über mich selbst. Die mir sehr bekannten inneren kritischen Stimmen waren laut. Doch ich schaffte es, meinen inneren Dialogen mit einer wohlwollenden, mitfühlenden Haltung zuhören. Und da hörte ich auch andere Stimmen, Verständnis für mich selbst und auch die Erlaubnis, Fehler zu machen, selbst auf dem Weg zu sein und lernen zu dürfen. Hört sich weichgespült an, wenn ich das so schreibe – oder einfach nur menschlich?