Zuhören: Status, Methodenbruch und Durchbrüche – und meine Antwort auf die Frage, ob ich ein Buch zum Zuhören schreibe

„Zuhören ist die Erfahrung, erfahren zu werden.“ Als ich am Samstag diese Definition von Zuhören im Auto beim Podcasthören (Podcast “Betreutes Fühlen” / Folge “Die Kunst des Zuhörens”) höre, verstehe ich diese Definition mit dem Kopf und spüre sie mit dem Herzen. Ich habe sie an den zwei Tagen zuvor direkt erlebt. Zugleich habe ich viele Antworten erhalten auf Fragen, mit denen ich mich in den letzten Wochen beschäftigten.

Was ist passiert? War ich auf einem besonderen Seminar oder Coaching? Weder noch. Es waren zwei Termine, in denen ich zuhöre und mir zugehört wird. Donnerstag tausche ich mich mit einer organisationsinternen Kollegin zu meinem Whitepaper „Zuhören als Führungskompetenz“ aus. Ich bin neugierig, was sie mit den Ergebnissen macht oder welche Fragen auftauchen. Bevor wir dazu einsteigen, fragt sie mich „Anke, wie ist denn der Status mit deinem Buch zum Thema Zuhören als Fortsetzung zum Whitepaper?“ – „Tja. Gute Frage. Stelle ich mir seit Wochen. Ich weiß es nicht, ich komme nicht so wirklich in Schwung und habe keine Lust ein Fachbuch dazu zu schreiben. Im Whitepaper so viel drin, es braucht gerade gefühlt nicht mehr.“ 

Dann spricht Silke aus, was ich fühle: „Es ist ein Methodenbruch. Das passt nicht ein Buch über’s Zuhören zu schreiben oder zu lesen.“ Zack. Genau. So. Danke. 

Was wäre denn kein Methodenbruch? Wie kann ich vielleicht doch darüber schreiben? Ich bin einerseits erleichtert und zugleich traurig. Mir fehlt ein Schreibprojekt. Schreiben ist für mich eine Zeit, in der ich mir und einem Thema zuhöre und es ausdrücke. 

Die Antworten höre und finde ich am nächsten Tag in unserem Coaching-Circle. Andrea, Katharina, Max und Stefan sowie Stefan und ich haben uns vor einem Jahr beim u-lab gefunden und sofort schätzen gelernt. Nach anfänglich wöchentlichen Treffen im Herbst 2022 sehen wir uns nun circa einmal pro Quartal. Uns verbindet unser Interesse an der Theorie U. Mit unseren Meetings (75 Min) erinnern wir uns an diese und schaffen eine Gelegenheit, in die Zukunft hineinzuspüren und aus ihr zu agieren, nachdem wir uns mit einem Check-in auf Stand gebracht haben. 

Katharina bietet für den heutigen Termin an, die Zuhör-Übung „3 Ohren“ auszuprobieren: Unterschiedliche Personen hören einer Person mit einem Statement/Situation mit jeweils anderen Ohren zu (das Ohr der Neugierde, des Gefühls oder des Zukunftspotentials) und äußern danach, was sie jeweils wahrgenommen haben. Das Ganze dauert 15-20 Minuten. Ich mag diese Übung sehr, die ich in einer Weiterbildung zu Theorie-U-Facilitatorin kennenlernte und seit dem regelmäßig anwende. Heute habe ich spontan Lust, die redende Person zu sein, der zugehört wird. Ich bin neugierig, was mein Coaching Circle zu meiner Situationsbeschreibung „Das Thema Zuhören – wie kann ich es mehr in die Welt bringen“ raushört. Anfangs ist es wie immer etwas komisch und zugleich auch sehr schön, zu sprechen und zu wissen, die anderen hören mir sehr aufmerksam zu. Ich weiß, dass ich vier Minuten nicht unterbrochen werde. Das erleichtert mich: ich kann „es“, also meinen Redefluss, laufen lassen. 

Ich erfahre mich, wie ich spreche, wo ich stocke, wo ich mich freue. Und ich erfahre mich noch vier weitere Male, als ich meinen externen Ohren zuhöre. Das tut gut … zu erfahren, dass das was ich sagte, neugierig macht, was sachlich schon da ist und was ich in der Klarheit noch nicht gesehen hatte. Ich erfahre, wann es sich kopflastig und wann und wie es sich freudig, herzlich und leicht anfühlt. Ich fühle mich bestärkt, meinem Herzen mehr zuzuhören. Ich höre Zukunftspotentiale. Es sind Potentiale, die ich vielleicht schon gesehen habe und die bestärkt werden. Doch vielmehr sind es Potentiale, die ich noch nicht greifen konnte oder wollte. Ich bin überwältigt, erfüllt und super klar, was nun die nächsten Schritte sind. Wo es mich hinzieht und wie „Zuhören mehr in die Welt kommt“: 

  • Nein, ich werde kein klassisches Buch über Zuhören schreiben. Denn: Wir lernen zuhören nicht über schreiben oder lesen. Wir lernen zuhören durch’s zuhören. 
  • Ich möchte ermöglichen und unterstützen, dass Zuhören in meinem Umfeld sowie in Organisationen direkt erfahren wird. 
  • Ich möchte Zuhören eine Stimme geben. Und ja, diese Stimme wird manchmal die Stille sein. 
  • Ich möchte zum Zuhören ermutigen. 
  • Ich möchte selbst mutig sein und um zuhören bitten.

Und ja, ich werde ein anderes Buch schreiben. Aus dem Herzen. Irgendwann. Demnächst. 

Wann hast du dich zuletzt beim Zuhören erfahren können? 

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