Pablo Picasso und die Kunst der Führung

Nach einem Lauf im Sommerurlaub in Portugal kam ich konfus, irritiert und unsicher auf die Dachterrasse unserer Ferienwohnung zurück. Ich sagte zu meinem Mann: „Ich bin verzweifelt, ich erkenne mich überhaupt nicht wider, ich habe gar gerade kein richtiges Ziel. Aber ich brauche doch Ziele! Das geht doch nicht!“ Mein Mann erwidert: „Ziele sind von gestern. Komm, lies mal das hier …“ Er reicht mir ein Buch zu Zukunftsfragen, das mit dem folgenden Zitat von Pablo Picasso beginnt:

„Ich suche nicht – ich finde.
Suchen – das ist das Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuen.
Finden – das ist das völlig Neue!
Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen, und was gefunden wird, ist unbekannt.
Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!
Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die sich im Ungeborgenen geborgen wissen, die in die Ungewissheit, in die Führerlosigkeit geführt werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen, die sich vom Ziele ziehen lassen und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt – das Ziel bestimmen.
Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis im Außen und Innen: Das ist das Wesenhaft des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassen doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.“

Ich bin sehr gerührt als ich diese Zeilen lese. Ein Teil spürt: Ja, genauso ist es. Ein anderer Teil will nicht loslassen, denn dieser Teil hatte 45 Jahre Ziele, große Ziele und ist sehr unsicher, wie ein Leben ohne (Kennzahlen)Ziele denn aussieht. Ich merke, dass ich an meiner Transformationsschwelle angekommen bin. Genau an dieser Schwelle geht es um das Loslassen von alten Denk- und Handlungsmustern, die für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen nicht mehr weiterhelfen. Und es geht um ein tiefes Vertrauen in den Fluss des Lebens. Alles leichter gesagt, als getan und wirklich gefühlt. Es ist ein Wagnis!

Was bedeutet es für Führung und Zusammenarbeit? Führungskräfte, die sich selbst und dem Leben vertrauen, werden sich im „Ungeborgenen geborgen wissen“. Jene werden gut mit dem Neuen umgehen können. Ein Fixstern hilft, sich vom „Ziele ziehen zu lassen“. Es geht immer weniger um das Suchen von konkreten Antworten auf Fragen, wie zum Beispiel „wie gehe ich mit den ständigen Veränderungen um“ oder „Wie soll ich meine vielen Projekte schaffen?“.

Es geht mehr um das Finden einer neuen inneren Haltung. Nicht nach Möglichkeiten suchen, wie wir uns weiter selbst optimieren können und mehr erledigen. Sondern Finden von einer neuen Sichweise, dass es schier unmenschlich ist, alles schaffen zu wollen. Finden von einer mutigen, standhaften Auseinandersetzung mit unrealistischen Vorgaben und widersprüchlichen Zielen mit Kollegen und Chefs. Finden der eigenen Antworten und Stimmigkeiten. Finden des eigenen Bauchgefühls.

Du suchst jetzt bestimmt nach Antworten wie das im Alltag geht. Du möchtest aufhören zu suchen. Dann finde Deine Antworten, lass das Suchen los. 

Such nicht bei google. Finde die Antworten in Dir. 

Die Frage „Was ist für mich wirklich wichtig, wann habe das Gefühl, dass sich mein Einsatz (meine Führungsaufgaben) lohnt?“ ist dafür ein sehr guter Start. Lass Dir beim Finden Zeit, sammel Stichworte, mal aus dem Kopf und mal aus dem Bauch heraus. 

Weitere Impulse bzw. Fragen, die Dich beim Finden von eigenen Antworten unterstützen, findest Du auf dieser Checkliste – einfach herunterladen (Du musst Dich dafür nicht registrieren). 

Bildquelle: Wikipedia

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