Der Titel und das Cover sprechen mich sofort an: schlicht und zugleich künstlerisch, philosophisch und abseits der klassischen Ratgeber oder Fachliteratur. Mit 167 Seiten ein kleines Büchlein, welches leicht in der Hand liegt und auch gut in die Reisetasche für den Sommerurlaub 2023 passt. Das Buch ist in sieben Teile gegliedert: Mit „Grundsätze des Zuhörens“ geht es los und schließt mit „Früchte des Zuhörens“ ab. Die Kapitel sind kurz und zum Teil auch kurzweilig.
Ich mag viele Aspekte an dem Buch: Es ist leicht zu lesen. Der Autor Francesc Torralba beschreibt die Nuancen, Hürden und Prozesse des Zuhörens differenziert und feinsinnig. Ich genieße die guten Beobachtungen und finde mich darin sehr oft wieder und notiere am Rand Situationen, bei denen „es“ genauso wahr oder auch nicht. Es bleibt auch nicht bei der Darstellung des Zuhörens sondern wieso Zuhören für den Dialog so wichtig ist und was ein Dialog überhaupt ist. Es ist ein Sinnieren über das Zuhören während des Lesens möglich. An der einen oder anderen Stelle hätte ich persönliche Beispiele des Autors hilfreich empfunden. Direkt nach dem Durchlesen bleibt bei mir die Frage: Wie mache ich das mit dem Zuhören denn jetzt besser?
Nun nach einem halben Jahr im Januar 2024 nehme ich das Buch nochmals zur Hand um zu schauen, was mein Fazit von dem Buch ist. Ich bleibe an vielen meiner markierten Stellen hängen und lese mich wieder ein und fest. Ich erinnere mich, dass ich mich damals beim Lesen zum Schluss etwas durchgekämpft hatte. Diesen Eindruck kann ich nun nicht mehr teilen. Statt dessen merke ich, dass ich das Buch mit einer anderen Beziehung zum Zuhören gelesen habe als heute.
Vor ein paar Monaten wollte ich einerseits einen philosophischen, feineren Blick gewinnen. Andererseits hatte ich den Ehrgeiz, möglichst sehr schnell besser im Zuhören zu werden. Diese Abkürzung habe ich im Buch nicht gefunden. Und auch in keinem anderen Buch bisher. Vielmehr ist es sechs Monate später die Erfahrung und das Learning, dass besseres Zuhören nur durch bewusstes Zuhören und das tatsächliche Tun entsteht.
Im Klappentext steht „Dieses Buch ist eine Einladung, die alte Kunst des Zuhörens wieder zu pflegen.“ Das hat das Buch für mich sehr gut geschafft. Verbunden mit der Einladung, sich selbst und der eigenen Zuhörkunst Zeit zu geben und sich dazu Zeit zu nehmen.