Digitalisierung und Wasserleichen: Wie segeln Sie durch Ihren Führungsalltag?

Wenn ich an meine persönliche Segelerfahrung vor vielen Jahren zwischen Sardinien und Korsika denke, war es ein Zick-Zack-Kurs. Gefolgt von unglaublichen Abenteuern vor Korfu zwei Jahre später: Unwetter, im Kopfkino eine Wasserleiche und viele weitere wirklich schöne Anekdoten. Doch was hat Führung mit Segeln zu tun und was macht Digitalisierung mit Führung? Und warum gibt es keinen Generationenkonflikt, Geschweige denn den Mythos „Generation Y“? „Zukunft der Führung – Führung in die Zukunft“ war eine fundierte Veranstaltung, die mich nachhaltig beschäftigt.

 

Für mich haben ergeben sich aus den Vorträgen von Frank Schomburg von nextpraxtice  und Sven Franke von augenhöhe folgende Herausforderungen für die Führung der Zukunft:

 

  1.  Die Zukunft ist weniger vorhersehbar, nicht mehr linear und nicht mehr berechenbar. Strukturen, Rituale als Haltgeber fallen immer mehr weg. Prognosen sind durch die zunehmende Komplexität nicht mehr bzw. immer weniger möglich. Verglichen mit der Metapher des Segelns haben wir keine klare Landkarte oder Küsten mehr, sondern segeln auf Sicht. Wir sehen wenig Bekanntes und viel Unbekanntes, zum Teil im Nebel und mit einigen Mythen im Kopfkino.
  2. Segeln auf Sicht verlangt von Führungskräften Wetterfestigkeit, eine Kenntnis der groben Richtung und eine gute Orientierungsfähigkeit auf dem Wasser. Es hilft, wenn Sie als Führungskraft innerlich stabil sind, um mit den unterschiedlichen Gewässern und Unwettern umgehen zu können. Wenn Sie Ihre eigenen Werte als Leitsterne kennen, können Sie besser navigieren und segeln, besser mit Widersprüchen umgehen.
  3. Früher bedeutete Führung im Schwerpunkt, die Mitarbeiter erfolgreich bei der Umsetzung von Prozessen zu unterstützen (wie wird gut gesegelt). Es findet nun eine Verlagerung von diesem „Verfügungswissen“ hin zu „Orientierungswissen“ statt und damit einhergehend ein Schaffen von guten Rahmen- bzw. Segelbedingungen.
  4.  Mehr als 1/3 der Führungskräfte beurteilen die aktuelle Situation als negativ und schauen pessimistisch in die Zukunft. Sie sitzen auf dem Boot, finden es heute blöd zu segeln und möchten auch nicht weiter segeln, denn im neuen Gebiet wird es auch nicht besser. Gut, dass mehr als die Hälfte der Führungskräfte positiv gestimmt sind, neue Gewässer kennen lernen möchten und neugierig sind, wie das Segeln der Zukunft aussieht. Die Stimmung ist ebenfalls geteilt in der Belegschaft – über die Generationen hinweg: es gibt die Optimistischen und die Resignierten. Wen haben Sie an Bord?

Was also tun? Sven Franke und sein augenhöhe-Team finden Organisationen, die neue Wege gehen. In seinem Beitrag gibt es Inspirationen und Ansätze, um gute Segler zu werden und die Mannschaft für sich und den Kurs zu gewinnen:

 

  1. Die Mitarbeiter auf Augenhöhe mitnehmen, in Entscheidungen miteinbeziehen oder selbst entscheiden lassen und bei Unstimmigkeiten die Unzufriedenheiten ernst nehmen und Verbesserungen wirklich angehen.
  2. Ein prägnanter Satz in einer Organisation, den ich zu 100% unterstreichen kann „Wir hatten bisher nur über Zahlen gesprochen – nie über Menschen. … es geht nicht nur um die Arbeit (Aufgaben) sondern auch darum, wie wir uns fühlen.“ 

Das Thema Wohlbefinden im Job wird mehr auf die Agenda kommen, davon bin ich fest überzeugt. Und mit Wohlbefinden meine ich vor allen Dingen das psychische Wohlbefinden. Psychisches Wohlbefinden entsteht, wenn unsere psychischen Bedürfnisse nach Klarheit, Kontrolle und Anerkennung erfüllt sind. Damit wir auf Sicht Segeln können, benötigen wir einen Kompass der Klarheit – sowohl jeder für sich selbst als auch als Team: Wo ist für uns Norden? Wo geht es langfristig hin? An welchen Leuchttürmen (Werten, Visionen) orientieren wir uns? Was sind die konkreten nächsten Etappen und wie kommen wir da hin? Und wozu wollen wir lossegeln, was sind die Gründe? Einer ist zumindest, dass ein Schiff nicht dafür gebaut ist, im Hafen zu liegen. Es sei denn, der Wind ist zu stark. Dann ist Zeit sich zu sortieren, aufzuräumen und neue Pläne zu schmieden.

 

Ich persönlich habe mich vom tatsächlichen Segeln verabschiedet. Im Trockenen fühle ich mich besser und steuere sehr gerne durch bereits bekannte und noch unbekannte Gewässer. Mein Leuchtturm und meine Fixsterne sind klar, das Tempo angemessen so dass ich nicht seekrank werde. Zick-Zack-Kurse sind immer noch dabei. Und ich glaube auch nicht an die Digitalisierungs-Unwetter-Warnung und Panik-Mache. Das ist ähnlich wie mit der Wasserleiche: Viel May-Day und Aufregung, die vom eigentlichen Segeln abhält.

 

 

 

 

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