80.77.73.71 – und was diese Zahlen mit Führung und Zuhören zu tun haben

Aktuell bzw. seit mehr als einem Jahr beschäftigt mich nun das Thema Zuhören. Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und natürlich auch in meinen Rollen als Leadership-Coach, Prozessbegleiterin und Unternehmerin.

Heute sind mir beim Aufräumen und Recherchieren vier Zahlen und ein Zitat in die Hände gekommen.

Folgende Kennzahlen entdeckte ich in der brandeins aus Oktober 2022 – bitte langsam lesen und sacken lassen:

  • 80% der strategischen Veränderungsprojekte verfehlen ihr Ziel.
  • 77% der Befragten geben als Grund unzureichende Kommunikation und
  • 73% geben mangelnde Führung an.
  • 71% benennen fehlende Beteiligung der Mitarbeitenden als Grund des Scheiterns.

Diese Kennzahlen, aus einer Studie der PORSCHE CONSULTING im Jahr 2020 sind erschreckend. Stecken dahinter unfassbar viele Euros sowie Zeit und Nerven von vielen Menschen. Kein Wunder, dass viele Menschen in Organisationen veränderungsmüde sind.

Quasi zur gleichen Zeit sortiere ich meine Theorie U Unterlagen, blättere meine Markierungen durch und bleibe bei diesem Absatz hängen:

„Bei Führung geht es darum, eine Vision zu entwickeln und zu kommunizieren. Das Problem mit diesem Mythos ist, dass er sich hauptsächlich auf die Verbreitung einer Botschaft anstatt auf etwas viel Wichtigeres bezieht: das Zuhören. … Die Welt ist voll von grandiosen Führungsvisionen, die wunderbar kommuniziert wurden – bevor sie zerplatzten und spektakulär scheiterten. … Das Problem war nicht der Mangel an Vision. Das Problem war, dass niemand zuhörte. 
Führung beginnt mit Zuhören. Das bedeutet, dass man mit weit geöffnetem Denken, Fühlen und Willen zuhört. Es bedeutet, dass man auf das achtet, was gesagt wird, ebenso wie auf das, was nicht gesagt wird. Es bedeutet, auf die latenten Bedürfnisse und Sehnsüchte aller Menschen zu hören.“

Ich finde es sehr lohnenswert, die Aussagen in Verbindung zu sehen. Meines Erachtens gibt es viele Möglichkeiten, während Veränderungsprozessen (und sogar davor, bevor überhaupt irgendetwas verändert wird!) zuzuhören – und zwar nicht nur externen Beratern.

Was ist, wenn Zuhören der Hebel (oder neudeutsch “Game-Change”) ist? Denn zuhören verbindet. Zuhören beteiligt. Ja, einheitliche Botschaften und eine professionelle interne Kommunikation bei Veränderungen sind unbedingt notwendig. Es ist zu kurz und zu einseitig gedacht.

Ich lese in den Empfehlungen von PORSCHE CONSULTING für eine bessere Kommunikation und Führung nur einmal den Begriff Dialog. Zuhören kommt nicht vor. Es überwiegen die Botschaften. Dabei erlebe ich bei Prozessbegleitungen, wie wertvoll es für alle Beteiligten ist, Fragen zum Change stellen zu dürfen, sich über Gedanken auszutauschen und sich abseits aller Folien und Prozesscharts zur eigenen Rolle und Haltung zuzuhören und sich so gegenseitig zu stärken. Das erfordert Mut und Offenheit.

Spannend. Ich gehe dem weiter nach.

Wann wurde/wird dir bei Veränderungen zugehört und wann hörst du zu? Was denkst du zu den Zahlen und zum Zitat? Was könnte Zuhören in Veränderungsprozessen ermöglichen?

Quelle: Scharmer/Käufer 2014: Von der Zukunft her führen – Theorie U in der Praxis, S. 138

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert