Es ist der Auftakt meines Trainingsplans zu meinem nächsten Laufevent. Am 29. April werde ich die „Harzquerung“ laufen – mit 54 km und einigen Höhenmetern wird es mein erster offizieller Ultramarathon sein. Auf dem Trainingsplan steht ein Status-Belastungstest. Einlaufen, 45 Minuten so schnell und konstant wie möglich laufen (an der sogenannten anaeroben Schwelle), auslaufen. Ich bin gespannt und habe Respekt. Schließlich laufe ich lieber lang und langsam. Anfangs fühle ich mich gut, laufe schneller als ich geplant hatte, dann wird es anstrengender. Ich orientiere mich an meinem Minimalziel: durchlaufen, nicht stehen bleiben, auch wenn ich langsamer werde. Das klappt, doch ich merke 30 Sekunden vor Schluss, wie mein Oberschenkel zerrt und zumacht. Das Auslaufen wird ein langer Spaziergang nach Hause. Mist. Jetzt eine Zerrung kann ich gar nicht gebrauchen. Wie kann das sein?
Ja, ich bin sehr lange nicht so schnell und schon gar nicht über einen so langen Zeitraum gelaufen. Ich laufe lieber sehr lang und eher langsam. Schnell wird mir klar: ich habe die letzten Monate schlicht die Basics vernachlässigt. Ein regelmäßiges Kraft-, Mobilitäts- und Dehntraining, um meine Körpermitte zu stabilisieren und die einseitige Belastung des Laufens auszugleichen. Dauert nicht lang – meist nur 10-20 Minuten und geht gut beim Schauen der Nachrichten. Doch ich habe es nicht gemacht. „Brauche ich nicht mehr, das geht jetzt auch so. Einen Marathon kann ich aus dem Stand laufen.“; „mir geht es ja gut“ und „mit der nächsten richtigen Trainingsphase fange ich wieder an.“ Schlicht und einfach: ich war überheblich – auch bei der Zielsetzung, wie schnell ich wohl laufen könnte. Ich habe die Basics nicht mehr ernst genommen. Dabei ist es egal, wie viel, wie oft und wie gut ich laufe: die Basics müssen sein. Mit den Basics läuft es leichter und gesünder – nicht nur beim tatsächlichen Laufen, sondern auch im Business.
Auch hier gab es letzte Woche die eine oder andere Situation, wo ich über die Basics hinweg gegangen bin statt sie einfach konsequent durchzuziehen. Zum Beispiel in einem Abstimmungstermin nachzufragen, wer nun eigentlich für die Moderation des Meetings zuständig ist, was das Ziel, wozu wir zusammensitzen und wie der Plan/Ablauf ist. Nein, statt dessen gab es auch hier eine Art Überheblichkeit und habe gedacht: hey, wir kennen uns schon lange, das brauchen wir nicht. Am Ende hatten wir zwar keine Oberschenkel-Zerrung, doch unsere Gesichter waren verzerrt und wir waren verstimmt und hinkten innerlich nach Hause.
Basics heißen nicht umsonst Basics. Sie sind die Basis. Auch für vermeintlich Fortgeschrittene.