Wie Vertrauen entsteht – jenseits von Sympathie und Bauchgefühl

„Folie 22 ist super!“, sagt ein Personaldirektor nach einer Klausurtagung zu mir. „Die nehme ich nochmal mit, damit wir uns im Geschäftsführungskreis daran reflektieren.“

Es geht – wie so oft – um vertrauensvolle Zusammenarbeit im Führungskreis. Vertrauen ist ein Buzzword, das schnell genannt wird: als Wunsch oder als Mangel. Oft wird Sympathie mit Vertrauen verwechselt. Das ist eine Falle.

Sympathie erleichtert zwar das Gefühl von Vertrauen, aber Vertrauen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sind mehr als ein Bauchgefühl. Sie sind das Ergebnis von drei Faktoren, die ich gerne so zusammenfasse:

  1. Klarheit und Berechenbarkeit schaffen das Gefühl:
    „Ich verstehe, was los ist – ich kann die Situation einordnen.“
  2. Machbarkeit und Unterstützung geben das Gefühl:
    „Ich schaffe meine Aufgaben – ich bin nicht allein.“
  3. Bedeutsamkeit und Anerkennung fördern das Gefühl:
    „Mein Einsatz lohnt sich – es wird gesehen, was ich tue.“

Diese drei Gefühle – Klarheit, Machbarkeit und Bedeutsamkeit – entstehen, wenn unsere psychologischen Bedürfnisse nach Struktur, Stimuli und Streicheleinheiten (erklärbar mit dem 3-S-Modell der Transaktionsanalyse) erfüllt sind.

Sie entstehen auf der Inhalts- und Beziehungsebene – durch das, was gesagt und getan wird, aber auch durch das, was nicht gesagt oder getan wird.

Beispiele? Übergeordnet braucht es eine klare Aussage: Was wird von mir erwartet? In der täglichen Zusammenarbeit entsteht Vertrauen, wenn

  • ein Kollege Vereinbarungen einhält,
  • für Transparenz sorgt oder
  • aktiv Rückmeldung gibt.

Oder ganz banal:
Wenn Termine im Kalender zu- oder abgesagt werden. Klingt selbstverständlich – ist es aber oft nicht. Denn wenn jemand einfach nicht erscheint, bleibt Unsicherheit zurück.

Gerade beim dritten Prinzip – Bedeutsamkeit – wird viel Vertrauen verschenkt. Mitarbeitergespräche finden nicht statt, Termine werden verschoben, Feedback bleibt aus.

Nach umfangreicher Arbeit kein „Danke“, kein Echo. Was bleibt zurück? Ein stilles Gefühl von: „Warum mache ich das, wenn es eh keinen interessiert?“ Das senkt Motivation – und Vertrauen.

Manchmal höre ich: „Ach was, solche Kleinigkeiten machen doch keinen Unterschied.“

Doch. Machen sie.

Schau selbst auf Folie 22 und frage dich:
* Welcher Person vertraust du – und warum?
* Was tut diese Person konkret?
* Und wenn du mutig bist: Frag dein Team, deine Kolleg:innen.
Was bedeutet für sie „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ – und woran machen sie sie fest?

Hör ihnen zu. Denn Vertrauen ist ein Gefühl. Mit den drei Prinzipien wird es greifbarer.

Ich teile sie hier, damit Vertrauen nicht nur ein Buzzword bleibt – sondern gelebt wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert